19 August 2011

Was tun, wenn sich das Prunkstück der Sammlung als Fälschung herausstellt?

Posted in Über Autogramm Fälschungen, Autographen-Ratgeber

Erfahrungsbericht von Daniel Risi

In den Jahren 1997 bis 1999 hatte ich mir eine Sammlung von rund 50 Autogrammen mit Schwerpunkt Hollywood Stars aufgebaut. Die gerahmten Bilder hingen in meiner alten Wohnung.

Mit dem Umzug an eine neue Adresse im vergangenen Februar entschied ich mich zum Verkauf der Sammlung und nahm diesbezüglich Kontakt mit Markus Brandes auf. Sein Feedback war äusserst ernüchternd...

Besonders stolz war ich auf ein von Marilyn Monroe signiertes schwarz-weiss Foto, welches an meiner Wohnzimmerwand einen zentralen Platz einnahm. Ich hatte dieses Stück 1999 für ca. USD 4'000 von einem Händler in Kalifornien erworben.

Markus Brandes vermutete bei der Marilyn Monroe Signatur höchstwahrscheinlich eine Fälschung. Er könne sich für die Echtheit gegenüber seinen Kunden nicht verbürgen und bittet um Verständnis, dass ein Ankauf für ihn nicht in Frage kommt. Ich soll den Händler um einen Refund bitten.

 

Zunächst war ich von dieser Idee nicht angetan. Der Aufwand schien mir hoch, die Erfolgsaussichten sehr gering. Markus konnte mich aber überzeugen, dass die zweifelhaften Händler nur auf diesem Wege ihre Lektion lernen und bot mir taktische Hilfestellung an. So empfahl er mir folgende beiden Strategien:

 

1. Dem Händler das Autogramm zum halben Preis anzubieten

 

2. Den Händler zu fragen, welche 3rd party authentication services für ihn akzeptabel wären (Auswahl: PSA, RRAuction, ISITREAL.com oder James Spence). Ich soll mich auf keine dubiosen "forensic authenticators" einlassen.

 

Mit diesen Ratschlägen gerüstet entschied ich mich am 24. August 2010, den Händler zu kontaktieren. Alles was ich hatte war nota bene das Bild und ein undatiertes Echtheitszertifikat des Händlers - keine Kaufquittung.

 

Es folgt nun eine Zusammenfassung der Korrespondenz, welche je rund fünf E-Mails beider Parteien umfasst:

 

Auf meine freundliche aber bestimmte Anfrage für einen 50 % Refund, im Austausch gegen die Ware, reagiert der Händler mit der Antwort, er stehe hinter seinem verkauften Produkt und bittet mich um dessen Zustellung zur forensischen Authentifikation durch Donald Frangipani, der auch für das FBI arbeite. Er (der Händler) übernehme die Kosten für das Gutachten von USD 100.

 

Ich staune über das Angebot, findet man doch mit Google Search keine besonders schmeichelhaften Kommentare über Herrn Frangipani. Ich bestehe somit weiter auf einem der unabhängigen authentication services. Wenn ich etwas aus der Subprime Krise gelernt habe, so meine Antwort, dann dies, dass der Authentikator (Rating Agentur) nie von Seiten des Verkäufers bestimmt werden soll. Ich erhöhe den Druck und schlage ihm nochmals zwei Optionen vor:

 

1. Ich übernehme die Kosten für ein unabhängiges Gutachten (ca. USD 300). Sollte das Autogramm echt sein, soll er mir das Autogramm (mit einem Marktwert von über USD 10'000) für USD 5'000 abkaufen. Falls es eine Fälschung ist, zahlt er mir einen 100 % Refund von USD 4'000.

 

2. Ich bin nach wie vor bereit, ihm die Ware (Bild und Zertifikat) ohne weitere unnötige Publizität für einen 50 % Refund zu retournieren.

 

Die zweite, diskretere Variante schien dem Händler die bessere Lösung zu sein; er willigte zwei Tage später ein. Darauf liess ich ihm die Ware per DHL (Beweis Zustellung) zukommen. Am 23. August war es soweit: meine Bank meldete den Eingang von USD 2'000.

 

Damit habe ich diesen unangenehmen Fall wohl mit einem blauen Auge abgeschlossen und kann mich nun wieder auf die erfreulicheren Dinge des Lebens konzentrieren.

 

Mein Dank geht an Markus Brandes, der mit seiner Professionalität die hohen Standards setzt, die für diese Branche unverzichtbar sind.

 

Daniel Risi