08 Januar 2015
Myanmar 2003 - das Autogramm das Keiner hat – der Brief den Keiner will
Die Geschichte über ein Autogramm von Aung San Suu Kyi
Geschrieben von Karl Schöndorfer
Feb 2003 – 1. Versuch – gleich am Nachmittag der Ankunft mit den Taxi zum Privat Haus – schon ca 300m davor sagt der Taxifahrer – gefährlich – bitte gehen sie die letzten Meter bis zur Polizeikontrolle lieber zu Fuß und ich warte dann hier hinter der Biegung auf sie.
So ging ich zu Fuß Richtung Kontrollposten – 50 m davor schreit dann schon ein sehr aufgeregter und wohl auch wichtiger Offizier Richtung Kontrollpunkt – die dort wohl noch aufgeregteren stationierten Soldaten fuchtelten mit Ihren Händen rum – und zwischen den mir nicht geläufigen Worten viel dann auch mal das Wort Stop. So hielt ich es mal für Besser stehen zu bleiben da die Handbewegungen wohl das gleiche zu bedeuten hatten.
Einer der Uniformierten kam dann zu mir und ich fragte ihn ob er Englisch spreche – er deute mir ich solle doch bis zum Kontrollpunkt weiterkommen. Dort fragte ich nochmals in die Menge ob jemand Englisch spreche - einer sagte yes- was ich zu diesen Zeitpunkt noch nicht wusste – yes heißt nicht wirklich - ja - sondern ist nur eine Redewendung da die Asiaten nur ungern aus Höflichkeit nein sagen. Ich sagte Ihm das Ich zu Aung San Suu Kyi gehen wolle. Ich bekam wieder mal die Antwort - Yes no Problem – ich solle mich mal niedersetzen und mich Ausweisen – dann schrieb ich meinen Namen und mein Hotel auf ein Stück Papier – und der Mann verschwand. In den schattigen Plätzchen war ich den sehr schnell ein gefundenes Fressen für die Mücken. 5 Minuten vergingen und der Mann kam zurück – mit seinen englischen Wortfetzen sagte er mir – Morgen – heute keiner da !- Morgen telefonieren ! Da ich keine Ahnung hatte was er genau meine fragte ich ASSK ist nicht da ? Er gab mir dann zu verstehen – Nein der oberste General der das Kommando über den Kontrollpunkt hat ist nicht mehr da – ich solle Morgen anrufen. Auf die Frage nach der Telefonnummer wusste diese natürlich niemand – da wurde es mir klar das ich hier nicht sehr willkommen war und ich mir eine etwas schwierige Aufgaben gesetzt hatte.
So machte ich mich auf den Weg zurück zum Taxi mit den Bewusstsein das die jetzt meinen Namen und mein Hotel wissen – was sie über den Visa Antrag wohl auch gleich heraus bekommen hätten – falls ich einen Blödsinn angegeben hätte - und ich ab jetzt wohl nicht mehr Allein sein werde. Am halben Weg kam mir ein sehr gepflegter und gutgekleideter Mann entgegen der auch gut Englisch sprach. Da ich nichts zu verlieren hatte – sprach ich den an, in der Hoffnung das er vielleicht etwas mit ASSK zu tun hat und fragte Ihm ab er mir da weiterhelfen kann – der sagte dann nur kurz – nein sie ist eine Ausländerin. So ging ich noch verblüffter mit dieser Aussage zurück zum wartenden Taxi und lies mich zum Hotel zurückbringen. 25 Minuten quer durch die Stadt dauerte die Fahrt durch die 5 Millionen Metropole und ich war leicht frustriert und Müde – aber um eine Erfahrung reicher.
Im 1 . Stock meines Hotels befand sich die Redaktion einer lokalen Tageszeitung – darauf setzte ich meine Hoffnung um einige Informationen zu bekommen – nicht nur über ASSK sondern auch über Than Shwe den Regierungschef- eine Adresse oder irgendwelche Termine.
Über ASSK wollte man nicht sprechen und vom Regierungschef gibt’s kein Office- ich solle mich doch ans Außenministerium wenden.
Da ich zum Glück Zuhause schon aktiv war und von einen Journalisten eine Tel Nummer bekam – die ich im Notfall mit aller Vorsicht verwenden könnte. Um niemanden zu gefährden suchte ich mir im Hotel ein Ausländisches Ehepaar aus- denen ich Alles erklärte und von dessen Zimmer ich meinen Informanten anrief und ohne zu erwähnen um was es ging, einen Termin der Shwedagon Pagoda ausmachte – die sich dort befindende Fotoausstellung wurde als genauer Treffpunkt in den Riesenkomplex gewählt. Als Erkennungszeichen eine bestimmte Tageszeitung und ein Stadtplan dazu. Am 12. Feb den Unabhängigkeitstag der Union waren riesige Menschenmassen in der Pagode - exakt auf die Minute am Treffpunkt kam das Zeichen zur Anwendung. Ich nahm den Plan in die Hand und wurde sofort angesprochen. Ich erklärte Ihm was ich brauche und er zeichnete mir am Plan 2 Adressen ein- wo ich mich hinwenden solle – 1. Than Shwe Privathaus und 2. eine Adresse von einen Parteilokal.
Da ich bei Than Shwe nur einen Brief abgeben wollte – da ein treffen nahezu unmöglich ist – beschloss ich das gleich zu tun, da Aufgrund des Feiertages es wohl aussichtslos gewesen wäre jemanden im Parteilokal anzutreffen . Mit dem Taxi zum Regierungschef – der Taxifahrer meinte er fahre lieber weiter und bleibe auf der anderen Straßenseite stehen- um sicherzugehen das er auf mich wartet zahlte ich Ihm noch Nichts sondern sagte Ihm – er bekomme das ganze Geld wenn er auf mich wartet. Nun stand ich mit den Brief vor den Tor wo ich hoffte einen Portier oder so was ähnliches anzutreffen - da waren aber nur 2 bewaffnete Sicherheitsbeamten die mich ganz erstaunt anschauten – ich versuchte mich zu verständigen und zeigte den Brief – der wurde aber nur genau so unverständlich angesehen wie ich. Es wurde ein Offizier heran gewunken und der verwies mich dann auf den nächsten Wachposten einige Meter weiter. Die jungen Sicherheitsbeamten waren dort sehr freundlich und das Englisch klappte auch besser- der Inhalt des Briefes wurde mit großer Interesse begutachtet – ich sollte mich setzten und der Brief wurde fortgebracht. Nach ca. 10 Minuten erschien ein junger Mann in zivil der perfekt Englisch konnte und mir zu meinen sehr interessanten Hobby gratulierte aber den Brief könne hier keiner nehmen da es nicht erlaubt ist Kontakt mit jemanden aus dem Umfeld des Regierungschef aufzunehmen – wir bekommen nur Befehle!
13 Feb 2003 – um 8 Uhr Morgens war ich schon auf und um die Zeit zu überbrücken beschloss ich zu Fuß Richtung Parteilokal aufzumachen – aber noch beim Außenministerium das kein großer Umweg war vorbeizuschauen.
Dort angelang meinte man nur - Büro oder Kontaktperson gibt es hier auch nicht – ich solle den Brief einfach in den Postkasten werfen- die wissen schon was sie damit tun. Na so folgte ich dem Rat und gab Ihn zur Post – dort bekam ich zwar die richtigen Briefmarken aber den Brief solle ich doch lieber in den Briefkasten vor den Amt einwerfen .
Nun machte ich mich auf den Weg zum Parteilokal – um 10 00 hatte ich das Haus erreicht – nach etwas warten wurde ich einen älteren Herren vorgestellt der mir erklärt ASSK ist zu beschäftigt und es ist einfach zu schwierig es gibt keine Möglichkeit sie zu treffen – außerdem sei die politische Lage noch immer sehr schlecht und es gab wieder jede Menge an Problem und seit der Irak Krise ist das Problem international leider total vergessen worden.
Am Weg aus den Gebäude sprach ich dann noch einen jungen Mann an der sehr gut English konnte und der sagte nur ich solle um 12 Uhr wiederkommen. So setzte ich mich in ein nahegelegenes Lokal mit den Blick auf den Eingang – gegen Mittag wurde der Besucherzufluss immer größer - Frauen mit Ihren Kindern gingen in das Gebäude – da keiner rauskam wurde mein Verdacht erhärtet das etwas passieren würde. Zu Mittag fragte ich dann einen anderen Mann – der nur meinte ja um 2 Uhr – wenn Alles gut geht – so genau kann man das nie sagen – da aber es den Anschein hatte als würde die Veranstaltung jeden Moment beginnen beobachtet ich das Geschehen weiter . Um genau 12 Uhr erschienen 3 Autos – ca 20 Personen aus den Gebäude bildeten ein Spalier und aus den Autos stiegen dann noch 6 Sicherheitsleute die um ASSK eine lebende Mauer bildeten – und eskortierten Sie auf die Bühne. Das sehr gut eingespielte Sicherheitssystem überraschte mich – machte mir aber auch klar wie gefährlich die öffentlichen Auftritte für Sie seien. Der Raum der ca 20 Meter lang war voll mit Frauen und Ihren Kindern die am Boden saßen – die Kinder sangen – trugen Gedichte oder Lieder vor und zeigten Zeichnungen – es gab eine Ansprache und nach ca 90 Minuten betrag ASSK das Rednerpult und übergab danach an die Kinder Preise – die aus Zeichenheften und Buntstiften bestanden. In der Zwischenzeit hatte ich mich schön langsam an der Mauer entlang Richtung Bühne vorgearbeitet und stand jetzt nur mehr wenige Meter neben der Bühne. Die Veranstaltung war aus – die Frauen und Kinder blieben alle am Boden sitzen nur die Sicherheitsleute gingen Richtung Bühne – das war gerade der Augenblick für mich jetzt oder nie – mit den Fotos in der Hand und den Stift gezückt ging ich Ihr entgegen und sprach sie schon aus 2 Meter Entfernung an – so war ich schneller als die Sicherheitsleute und war mit ASSK mit Eingekreist.
Als ich mit Ihr sprach und Ihr meine Wünsche mitteilte wurde die entstandene Aufregung auch wieder weniger und sie fing an meine mitgebrachten Fotos und sonstige Sachen zu signieren – ich sprach mit Ihr über Oslo und die Rede von Jimmy Carter und das es ja für uns Autogrammsammler keine Möglichkeit gab von Ihr ein Autogramm zu bekommen – sie bestätigte meinen Verdacht da die Post an Sie nie ankam – aber falls doch über Umwege es sehr schwer ist Post außer Landes zu bekommen – da Sie laufend kontrolliert werde – so waren doch sehr bald einige Minuten vergangen und Sie bedankte sich noch bei mir für die Unterstützung und wünschte mir viel Glück – und sagte noch ich solle auf mich aufpassen – das ist sehr mutig nur wegen der Autogramme was ich hier mache . ASSK verschwand in der Menge und ich packte mein Zeug ein. Am Hinaus weg sah ich das die Autos noch da standen – da ist es vielleicht noch möglich einige Fotos zu machen – schnell packte ich meine Fotoausrüstung aus und wenige Augenblicke später wurde Sie zum Auto eskortiert – da gelangen mir noch einige schöne Fotos .
Über glücklich mit den Autogrammen und den Fotos machte ich mich auch den Weg zum Hotel. Die kleineren Sachen verstaute ich gleich im Hotelsafe und die großen Fotos gab ich in eine Hülle und stellte den Fernsehapparat darauf.
Sehr erleichtert und zufrieden machte ich noch einen Nachmittagsbummel durch die Stadt. Am Rückweg zum Hotelzimmer bemerkte ich 2 Männer die sicher keine Ausländer waren – was sehr unüblich im Hotel war auf meinen Stockwerk die sich gerade mit der Putzfrau unterhielten- im Zimmer angelangt bemerkte ich das mein Gepäck durchsucht wurde – da nichts fehlte war mir das eigentlich egal – den Abend blieb ich dann gleich am Zimmer und am nächsten Morgen beschloss ich meine Freunde mal ordentlich durch die Stadt zu jagen.
Der nächste Tag verlief ohne Zwischenfälle und auch beim Abflug gab es zum Glück keine Probleme da ich davor schon gewarnt wurde rechnete ich noch mal mit einer Untersuchung meine Gepäcks – war aber wohl der einzige der nicht kontrolliert wurde.
- Tags: Aung San Suu Kyi, Autogramme, Sammlerbericht